Überblick über die Kompressionstherapie bei offenem Bein

Der Grundpfeiler in der Behandlung des Ulcus cruris venosum (offenes Bein) ist die Kompressionstherapie. Es stehen verschiedene Möglichkeiten zur Druckapplikation zur Verfügung. Eine neue Studie hat untersucht, welche Art der Kompressionstherapie von Personen im Gesundheitswesen bevorzugt wird, welche Kenntnisse dazu vorhanden sind und wie die praktische Umsetzung aussieht. Mit Blick auf die Studienergebnisse und unserer jahrelangen Erfahrung als Fachgeschäft für Kompressionsstrümpfe sollen die Vor- und Nachteilen von Kompressionsverbänden und Ulcus-Sets erläutert werden.

Kompressionstherapie bei Ulcus cruris venosum

Das venöse Ulcus ist immer auf eine Venenschwäche zurückzuführen. Die schlechte Durchblutungssituation führt zu einer unzureichenden Versorgung der Haut, was die Entstehung und Unterhaltung einer chronischen Wunde ermöglicht. Mittels Kompressionstherapie wird die Durchblutungssituation verbessert, um das Abheilen der Wunde zu begünstigen. Grundsätzlich sollte das Bein Tag und Nacht mit Kompression versorgt werden. Dazu eignen sich gepolsterte Kompressionsverbände oder spezielle Kompressionsstrümpfe, sogenannte Ulcus-Set’s.

Apparative Lymphdrainage

Ergänzend hat sich die apparative intermittierende Kompressionstherapie (AIK) mittels Lymphdrainagegerät als wirkungsvolle Unterstützung in der Behandlung des Ulcus cruris erwiesen. Bereits eine halbstündige Anwendung pro Tag erhöht die Heilungstendenz stark.

Wie sieht die Situation aktuell aus?

Eine Untersuchung aus dem Jahr 2014 (1) ist der Frage nachgegangen, wie der aktuelle Wissensstand von im Gesundheitswesen tätigen Personen in Deutschland bezüglich Kompressionsbinden und deren Gebrauch aussieht.

Wissensstand in Fachkreisen

891 Personen aus dem Gesundheitswesen (zu 90,7% Pflegefachpersonen, der Rest Ärzte und Physiotherapeuten) wurden mit einem Fragebogen zu ihren theoretischen Kenntnissen rund um Kompressionsverbände, Ulcus-Strumpfsets und benötigte Behandlungsdrücke in der Ulcustherapie befragt. Die Erhebung hat gezeigt, dass das Wissen dürftig ist. 85-88% der befragten kannten weder die Polsterung von Kompressionsverbänden, noch Ulcus-Sets. Auch der benötigte Behandlungsdruck war den wenigsten Befragten bekannt.

Schwierigkeit in der Praxis

Ein weiterer, praktischer Test mit 551 Personen zeigte, dass der Druck zwischen 6 und 143mmHg variiert und nur 9,3% der Personen aus dem Gesundheitswesen einen Verband mit dem gewünschten Druck von 50-60mmHg anlegen können.

Zwar unterscheiden sich das deutsche und das Schweizer Gesundheitssystem, dennoch darf man davon ausgehen, dass die Ergebnisse der Studie auch auf die Schweiz weitgehend übertragbar sind.

Vergleich beider Systeme

Bei offenem Bein kann ein gepolsterter Kompressionsverband oder ein Ulcus-Set getragen werden. Beide Behandlungsmethoden werden von der Krankenkasse vergütet, wenn ein ärztliches Rezept vorliegt. Lernen Sie beide Methoden kennen.

Kompressionsverbände

Ein korrekter Kompressionsverband besteht aus mehreren Lagen. Auf jeden Fall sollte er eine Polsterschicht aus Watte oder einem ähnlichen Material aufweisen. Für die nötige Kompression sorgen Kurzzugbinden. Es muss darauf geachtet werden, dass der Verband von einer speziell dafür ausgebildeten Pflegefachperson angelegt wird und auch nach mehreren Stunden nicht einschnürt.

Vorteile

• Kompressionsverbände lassen sich jeder Beinform anpassen und sind auch für sehr magere oder stark übergewichtige Patienten geeignet. Spezielle Formen aufgrund von starken Schwellungen lassen sich Behandeln.
• Hygienisch, da stark verschmutzte Binden ersetzt werden können.

Nachteile

• Den allermeisten Pflegefachpersonen fehlt die nötige Ausbildung und Erfahrung um einen korrekten, gepolsterten Kompressionsverband anzulegen.
• Der erzielte Behandlungsdruck schwankt stark.
• Der Patient ist in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt und kann keine normalen Schuhe tragen.
• Das benötigte Verbandsmaterial für einen gepolsterten Kompressionsverband ist ca. gleich teuer wie ein Ulcus-Set.
• Der Verbandwechsel ist zeit- und kostenintensiv.

Ulcus-Set’s

Ulcus-Set’s bestehen immer aus zwei Unterstrümpfen mit geringer Kompression und einem Überstrumpf mit hoher Kompression. Der Unterstrumpf fixiert die Wundauflage und erleichtert das Anziehen des Überstrumpfs. Ein Unterstrumpf wird für 24 Stunden am Stück getragen, anschliessend gewechselt und gewaschen.

Vorteile

• Es wird ein therapiewirksamer Druck erzielt, der gegen oben hin abnimmt und so den Blutfluss begünstigt.
• Hoher Tragekomfort für den Patienten. Es können normale Schuhe getragen werden. Keine Einschränkungen im Alltag.
• Die Anwendung der Strümpfe ist äusserst einfach. Der Patient kann die Strümpfe selbständig an-/ausziehen und waschen.
• Eine hygienische Anwendung ist garantiert, da jedes Set zwei Unterstrümpfe zum Wechseln enthält, die bei hohen Temperaturen waschbar sind.
• Geringe Behandlungskosten und grosse Selbständigkeit, da kein Pflegepersonal benötigt wird.

Nachteile

• Extreme Beinformen können nicht mit einem Ulcus-Set behandelt werden.
• Bei starken Schwellungen sollte der Strumpf erst nach der Entstauung angepasst werden.

Unser Tipp

Ulcus-Set’s sind besonders einfach in der Anwendung und gewähren einen guten Tragekomfort. Der benötigte Therapiedruck wird gewährleistet, sodass die Wunde schnell abheilen kann. Deshalb sollte wenn immer möglich ein Ulcus-Set vorgezogen werden. Ist die Behandlung mit einem Strumpfset nicht möglich, sind Kompressionsverbände die ideale Alternative. Sie müsse aber in jedem Fall von einer speziell dafür ausgebildeten Fachperson angelegt werden. Grundsätzlich ist die Behandlung des Ulcus cruris nicht ganz einfach und sollte durch einen spezialisierten Arzt (Phlebologe, Angiologe) überwacht sein.

Ulcus-Sets

Varisan Ulcus-Set

Bei diesem Set wurde grössten Wert auf einfaches Anziehen gelegt. Die Unterstrümpfe weisen gar keine Kompression auf, sodass man sie ganz einfach über die Wundauflage ziehen kann. Der Überstrumpf ist mit einem Reisverschluss versehen, sodass er trotz hoher Kompression einfach angelegt werden kann. Erhältlich in den Kompressionsklassen 2 und 3.

Venosan 8002/3 Ulcerfit

Das Venosan Ulcus-Set eignet sich nicht nur für die Behandlung des Ulcus, es wurde auch gleich an die Nachbehandlung gedacht. Der Überstrumpf bietet beste Trageeigenschaften und kann nach Abheilen der Wunde separat getragen werden. Er schützt die Haut mit Silberionen, welche das Bakterienwachstum bremsen. SeaCell Fasern aus Braunalgen geben an die Haut pflegende Mineralien ab. Erhältlich in den Kompressionsklassen 2 und 3.

Sigvaris Ulcer X

Der Überstrumpf im Sigvaris Ulcus-Set enthält elastische Fasern aus Naturgummi. Das verleiht ihm eine hohe Rückstellkraft bei gleichzeitig hoher Elastizität. Für Sie bedeutet das einfaches Anziehen, angenehmer Tragekomfort und das bei maximaler Wirksamkeit.

Die vorgestellten und viele weitere Ulcus-Sets finden Sie im grössten Strumpfshop der Schweiz.

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(1) Protz K. et al. (2014) Compression therapy: scientific background and practical applications. J Dtsch Dermatol Ges. 2014 Sep;12(9):794-801. doi: 10.1111/ddg.12405. Epub 2014 Aug 18.