Bei einem Lymphödem ist die Kompressionstherapie die wichtigste Ödemprophylaxe und –therapie. Dr.med. S.Wagner von der RehaClinic Bad Zurzach ist den Fragen nachgegangen, warum Kompressionsstrümpfe bei einem Lymphödem eingesetzt werden, welcher Strumpftyp sich eignet und welcher Druck erforderlich ist.

Warum werden Kompressionsstrümpfe bei einem Lymphödem eingesetzt?

Manuelle Lymphdrainage und Medikamentengabe werden eingesetzt, um den Lymphabfluss zu begünstigen. Die Kompressionstherapie ist aber immer noch die wichtigste Massnahme zur Therapie und Prophylaxe von Ödemen. Die Ödemreduktion wird über drei Ansatzpunkte erreicht.

1. Der Druckunterschied zwischen den Gefässen und dem Gewebe ausserhalb wird reduziert, deshalb tritt weniger Flüssigkeit ins Gewebe aus.
2. Die Lymphbildung wird unterstützt, da Flüssigkeit in die Lymphkapillare verschoben wird.
3. Der lymphatische und venöse Rückfluss wird begünstig.

Welcher Strumpftyp wird benötigt?

Bei einem Lymphödem kommen Kurzzugbandagen zum Einsatz, da sie einen hohen Arbeitsdruck haben und so Einstauungen während des Tages entgegenwirken können. Es wird eine grosse Tiefenwirkung erreicht. Langzugbandagen haben eine eher oberflächliche Wirkung und eignen sich nicht zur Behandlung von Lymphödemen. Bei der Versorgung mit Kompressionsstrümpfen müssen die gleichen Überlegungen angestellt werden. Rundgestrickte Strümpfe mit einem dicken, festen Gestrick oder flachgestrickte Strümpfe haben eher das Verhalten von kurzzugigen Bandagen.

Rundgestrickte Strümpfe werden in einem Zylinder gestrickt und weisen über die gesamte Höhe die gleiche Maschenzahl auf. Die unterschiedlichen Umfänge werden durch unterschiedliche Maschenweiten erreicht. Bei flachgestrickten Strümpfen kann die Maschenzahl pro Reihe problemlos variiert werden. Durch zusammennähen entsteht der Strumpf.

Das Gestrick weist beim flachgestrickten Strumpf ein höhere Stiffness und einen höheren Arbeitsdruck auf, als beim rundgestrickten. Flachgestrickte Strümpfe haben den Vorteil, dass der durchschnittliche Druckabfall während einer achtstündigen Tragedauer nur 16% beträgt, gegenüber 30% bei rundgestrickten Strümpfen. Durch das feste Gestrick weisen Flachstrickstrümpfe weniger Falten auf und schnüren seltener ein. Ausserdem können auch sehr grosse Beinumfänge und stark wechselnde Proportionen versorgt werden.

Welcher Druck ist optimal?

Aufgrund von pathophysiologischen Überlegungen müsste man davon ausgehen, dass die Wirkung besser ist, je höher der noch aushaltbare Kompressionsdruck ist. Eine Untersuchung am Patienten mit Lymphödem gibt es nicht. Nur bei Patienten mit venösen Beinödemen wurden solche Untersuchungen bisher durchgeführt.

Das Ergebnis zeigt, dass bei Rundstrickkompressionsstrümpfen mit einem Druck von 35mmHg die grösste Volumenreduktion erreicht werden kann. Bei einem sekundären Armlymphödem scheint ein Druck unter 30mmHg ebenfalls wirksamer zu sein als ein höherer Druckwert.

Dr.med.S.Wagner erwähnt auch seine persönliche klinische Erfahrung, wonach manche Patienten einen sehr viel höheren Druckwert brauchen, um das Lymphödem unter Kontrolle zu halten. Die Rede ist von mehreren übereinander gezogenen Kompressionsstrümpfen, welche rein rechnerisch einen kumulierten Druck von über 100 mmHg haben.

Der optimale Kompressionsdruck muss wohl für jeden Patienten individuell erarbeitet werden. Sicher ist, dass Kompressionsstrümpfe mit kurzzugigem Verhalten nötig sind.

Fazit

Für eine erfolgreiche Therapie des Lymphödems ist zu Beginn ein Kompressionsstrumpf der Klasse 2 zu wählen. Wird der Druck gut vertragen, so kann auf die höhere Kompressionsklasse 3 gewechselt werden. Ideal sind Strümpfe mit hoher Stiffness und festem Gestrick (z.B. Venosan 7002, Juzo Dynamic oder Mediven forte). Wichtig ist in jedem Fall das konsequente Tragen der Strümpfe und es gilt: Lieber eine Klasse tiefer wählen und tragen, als ein hochfester Strumpf im Schrank liegen lassen!

Entdecken Sie alle geeigneten Strümpfe bei Lymphödem im grössten Strumpfshop der Schweiz.