Lymphödem Behandlung

Das Lymphödem ist eine chronische, nicht heilbare Erkrankung, die eine konsequente Therapie braucht. Die entstauende Behandlung lindert Beschwerden, verbessert die Lebensqualität und beugt Komplikationen vor. Wie die Behandlung bei Lymphödem aussieht erfahren Sie hier.

Was ist ein Lymphödem?

Das Lymphödem ist eine übermässige Wasseransammlung im Zellzwischenraum des Gewebes (Interstitium). Durch einen Schaden/ Veränderung am Lymphsystem wird die Flüssigkeit nicht mehr in ausreichender Menge abtransportiert, sodass die Extremität anschwillt.

Ursache

Für das Lymphödem gibt es verschiedene Ursachen, weshalb man es in zwei Gruppen einteilt, wobei die Einteilung keinen Einfluss auf die Behandlung hat.

  1. Primäres Lymphödem: Die Lymphgefässe sind durch erblich bedingte Faktoren falsch oder in unzureichender Menge ausgebildet. (Hereditäres Lymphödem ICD Q82.0)
  2. Sekundäres Lymphödem: Häufig nach Brustkrebsbehandlungen (ICD I97.2), nach Operationen, Unfällen, Infektionen, Entzündungen der Lymphgefässe z.B. Erysipel, Lymphangitis, in tropischen Ländern auch nach parasitärem Befall (ICD I89.0).

Stadien

  • Stadium 0: Schädigung/ Veränderung der Lymphgefässe ohne sichtbare Symptome
  • Stadium 1 (reversibles Stadium): Weiche Schwellung, die sich mit dem Finger „eindellen“ lässt. Hochlagern reduziert die Schwellung, oft ist das Ödem am Morgen ganz verschwunden.
  • Stadium 2 (spontan irreversibles Stadium): Die Schwellung ist durch Gewebeneubildungen verhärtet.
  • Stadium 3 (Elephantiasis): Lappenförmige Gewebeneubildungen, stark veränderte Haut, Wunden. Kann durch rechtzeitige Therapie in der Regel verhindert werden. Tritt vor allem in Ländern ohne medizinische Versorgung oder bei verwahrlosten Patienten auf.

Die Behandlung des Lymphödems

Bis heute gibt es nur eine wirkungsvolle, anerkannte Therapie bei Lymphödem – die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE). Sie behandelt die Schwellung um Verhärtungen und Komplikationen zu verhindern, bietet aber keine Heilung.

Zwei Phasen

Die KPE setzt sich aus vier verschiedenen Anwendungen zusammen, die perfekt aufeinander abgestimmt sind. In einer ersten Phase (Entstauungsphase) wird die Therapie intensiv durchgeführt, um die Schwellung so stark wie möglich zu reduzieren. Wird das Lymphödem früh diagnostiziert und behandelt, kann manchmal sogar der normale Umfang wieder hergestellt werden. In einer zweiten Phase (Erhaltungsphase), wird die Therapie in einer reduzierten Form kontinuierlich fortgeführt um eine Verschlechterung des Zustands zu verhindern. Schwillt das Bein/ der Arm trotzdem wieder stärker an, kann die erste Phase wiederholt werden.

Die vier Säulen der KPE

Lymphdrainage

Durch eine Massage werden die verbleibenden, gesunden Lymphgefässe zur Kontraktion angeregt. Das fördert den Lymphabfluss und hilft das Ödem zu entstauen. Es wird zwischen der manuellen (MLD) und der apparativen (AIK) Lymphdrainage unterschieden. Beide Therapien werden von der Krankenkasse vergütet. Die besten Ergebnisse zum günstigsten Preis und mit maximalem Komfort werden durch die Kombination von MLD und AIK erreicht. Die Vorteile beider Verfahren:

  • MLD: persönliche Betreuung, Verhärtungen können gezielt behandelt werden, gibt dem Patienten Sicherheit, da jemand das Bein/den Arm regelmässig anschaut.
  • AIK: ort- und zeitunabhängig, Anwendung nach persönlichem Bedarf, Therapie zu Hause, kostengünstig.

Während der Entstauungsphase wird die Lymphdrainage täglich oder zweimal am Tag durchgeführt, während der Erhaltungsphase je nach Bedarf 1-4x pro Woche.

Vergütung durch KK: Manuelle Lymphdrainage nach Verordnung des Arztes (allenfalls Beschränkungen je nach Versicherung); Miete eines Lymphdrainagegeräts mit 3.15/Tag gemäss MiGeL; beide Therapien zusammen vergütbar – kein Entweder oder.

Kompressionstherapie

Die Wirkung der Lymphdrainage hält ca. 1 Stunde an, danach beginnt die Extremität wieder anzuschwellen. Deshalb ist direkt nach der Lymphdrainage eine Kompressionsversorgung anzulegen, die verhindert, dass sich erneut Flüssigkeit im Gewebe ansammelt. Es stehen verschiedene Versorgungen zur Auswahl.

Adaptive Kompressionsbandagen (z.B. Circaid)

Der moderne Ersatz für Kompressionsverbände bietet einen kontrollierten Druckverlauf und kann vom Patienten selbständig angewendet werden. Dank Klettverschlüssen passt sich das komfortable System den abnehmenden Umfängen an.

Kompressionsverband (z.B. Rosidal Lymph)

Der gepolsterte Kompressionsverband ist die Standardversorgung in der 1. Phase der KPE. Er kann den abnehmenden Umfängen angepasst werden. Wichtig ist, dass ein Kompressionsverband korrekt angelegt wird.

Kompressionsstrümpfe

Kompressionsstrümpfe tragen kaum auf und bieten im Alltag die komfortabelste Behandlung. Sie können allerdings erst angemessen werden, wenn die Extremität maximal entstaut ist, deshalb sind sie erst in der 2. Phase der KPE geeignet.

Bei Lymphödem ist auf eine feste Strumpfqualität zu achten (z.B. Venosan 7002, mediven forte, Juzo Dynamic), bei ausgeprägten Schwellungen oder zusätzlichem Übergewicht kann ein flachgestrickter Kompressionsstrumpf (z.B. Juzo Expert) angezeigt sein.

Achtung: Nicht jeder Lymphödem-Patient benötigt teure, massgefertigte Strümpfe. Viele können mit vorkonfektionierten Strümpfen kostengünstig behandelt werden. Entdecken Sie die schweizweit grösste Auswahl an medizinischen Kompressionsstrümpfen bei kompressionsstruempfe.ch.

Vergütung durch die Krankenkasse: 2 Paar Kompressionsstrümpfe pro Jahr gemäss MiGeL.

Bewegungsübungen

Bewegung fördert den Lymphabfluss. Lymphödempatienten bekommen deshalb in der 1. Therapiephase Physiotherapie verordnet. Dort lernen sie entstauende Bewegungsübungen, die danach täglich zu Hause durchgeführt werden.

Vergütung durch Krankenkasse: Physiotherapie gemäss Verordnung des Arztes, allenfalls Beschränkungen je nach Kasse.

Hautpflege

Die Haut im ödematösen Bereich wird nicht gleich gut versorgt wie an gesunden Extremitäten. Das Risiko für Hautveränderungen, trockene, schuppige Haut, Risse, Pilze oder Infektionen ist deshalb deutlich erhöht. Tägliches eincremen schützt die Haut vor Austrocknen und hilft so, Eintrittspforten für Erreger vorzubeugen.

Vergütung durch die Krankenkasse: In der Regel nicht, nur Crèmes mit Wirkstoffen werden durch die Krankenkasse vergütet.

Lebensstil

Das Lymphödem soll nicht das Leben beherrschen, durch die Anpassung des Lebensstils kann das Wohlbefinden aber gesteigert werden.

  • tägliche Bewegung (Spazieren, Schwimmen, Velofahren…)
  • Hitze meiden (Sauna, Bodenheizung, direkte Sonne…)
  • Haut schützen, indem man z.B. draussen Schuhe trägt oder bei der Gartenarbeit Handschuhe anzieht
  • möglichst keine Injektionen im betroffenen Gebiet
  • keine einschnürende Kleidung
  • möglichst gesundes Körpergewicht

Psychologische Betreuung

Das Lymphödem ist eine chronische Erkrankung. Wie man mit dieser Diagnose umgeht, ist sehr individuell. Gerade jungen Patienten kann es schwer fallen, dies zu akzeptieren. Wenn die Situation als zu belastend empfunden wird, sollte man sich nicht scheuen psychologische Betreuung in Anspruch zu nehmen. Auch ein Aufenthalt in einer Spezialklinik für Lymphödempatienten kann neuen Lebensmut schaffen.

Vergütung durch die Krankenkasse: Die Grundversicherung übernimmt 40 Sitzungen bei der ärztlichen oder delegierten Psychotherapie.

Operation

Bis heute ist das Lymphödem nicht heilbar. Es gibt aber immer wieder neue Bestrebungen, eine operative Therapie zu entwickeln. Da die Mikrochirurgie stets besser wird, ist es teilweise schon gelungen Lymphknoten zu transplantieren oder Gefässe wieder zu „reparieren“, wobei dadurch keine Heilung, sondern nur eine Reduktion der Symptome möglich ist. Da nicht jeder Eingriff erfolgreich ist, oder es sogar zu einem weiteren Lymphödem an der Entnahmestelle des Lymphknotens kommen kann, ist man heute noch zurückhaltend mit derartigen Operationen. Sie werden meist nur bei sehr schweren Fällen empfohlen, sozusagen als letzte Hoffnung.

Hinweise zur Vergütung durch die Krankenkasse: Gewisse Hilfsmittel und Leistungen müssen von allen Krankenkassen unabhängig von der Versicherung (Allgemein, Privat) bezahlt werden, sie sind auf der Mittel- und Gegenständeliste (MiGeL) oder in anderen Listen des Bundes aufgeführt. Alle andern Leistungen werden gemäss Ihrem Vertrag mit Ihrer Krankenkasse vergütet. Voraussetzung für alle Vergütungen ist in der Regel eine ärztliche Verordnung.

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