Ungefähr 1-3 % der Bevölkerung leidet an einem floriden oder abgeheilten Ulcus cruris venosum. Die jüngsten Patienten sind meist um die 40 Jahre alt, am häufigsten betroffen sind jedoch Personen über 80 Jahren. Gerade bei älteren Patienten bestehen Wunden oft über Jahre, dabei lässt sich das Ulcus mit der richtigen Behandlung durchaus in den Griff bekommen. Erfahren Sie mehr über das „offene Bein“ und wie es behandelt wird.
Risikofaktoren und Entstehung
Beim Ulcus cruris venosum handelt es sich um das dritte Stadium der chronischen venösen Insuffizienz (CVI). In der Regel haben Ulcus Patienten seit Jahren oder Jahrzehnten Krampfadern. Es sind bereits seit längerer Zeit Schwellungen vorhanden und die Haut hat sich verändert. Verfärbungen, Verhärtungen und gut sichtbare, blaue Gefässe an der Fusskante sind nur einige Symptome der CVI. Werden all diese Symptome ignoriert, verschlechtert sich die Versorgungssituation der Haut immer mehr.
Bei diesem ungünstigen Milieu reicht eine kleinste Verletzung, z.B. Anschlagen am Stuhlbein, um ein Ulcus hervorzurufen. Die kleine Wunde kann aufgrund von fehlenden Nährstoffen und Sauerstoff in der Haut nicht heilen, sie wird immer grösser.
Behandlung
Personen mit schlechter Durchblutung sollten nicht zögern, wenn sie eine Wunde am Unterschenkel entdecken. Selbst wenn sie nur so gross ist wie ein Stecknadelkopf, Wunden die nicht heilen müssen sofort einem Arzt vorgeführt werden. Auf jeden Fall abzuraten ist von selbstgekauften Cremes und Hausmitteln. So sieht die Therapie bei Ulcus cruris venosum aus:
Kompressionstherapie = bessere Durchblutung
Die schlechte venöse Durchblutung bei chronischer venöser Insuffizienz ist verantwortlich dafür, dass die Wunde nicht abheilen kann. Mit der Kompressionstherapie wird die venöse Durchblutung gesteigert. Die Versorgung der Haut mit Sauerstoff wird verbessert und Schwellungen werden reduziert. Dadurch bleiben weniger Proteine, Fette und Eisen im Gewebe liegen. Insgesamt trägt sie dazu bei, die richtigen Voraussetzungen für die Wundheilung zu schaffen. Die Kompressionstherapie kann wie folgt angewendet werden.
Kompressionsstrümpfe
Bei offenem Bein stehen spezielle Kompressionsstrumpf-Sets zur Verfügung. Jedes Set enthält zwei Unterstrümpfe mit leichtem Druck und einen Überstrumpf mit hohem Druck. Ein Unterstrumpf wird während 24 Stunden getragen und anschliessend gewechselt. Der Überstrumpf wird tagsüber über den Unterstrumpf gezogen. Er hat eine kräftige Kompression, lässt sich dank dem Zwei-Strumpf-System aber trotzdem einfach anziehen. Ulcus-Sets sind von verschiedenen Marken in unterschiedlichen Druckstärken erhältlich.
Kompressionsverband
Bei Personen mit starken Schwellungen lässt sich allenfalls kein geeigneter Kompressionsstrumpf finden. Bei sehr weichen Schwellungen besteht ausserdem die Gefahr, dass sie unter dem Kompressionsstrumpf schnell nachlassen und dieser nachher zu gross ist. In solchen Fällen ist der gepolsterte Kompressionsverband (vorübergehend) die bessere Lösung. Er besteht aus einer ersten, gepolsterten Schicht und einer zweiten, komprimierenden Schicht. Damit beim Anwickeln des Verbands der richtige Druck gewählt wird, gibt es von Urgo spezielle Verband-Sets. Die zwei enthaltenen Binden sind mit dem PresSure Kontroll-System ausgestattet. Durch aufgedruckte Ellipsen lässt sich der korrekte Zug visuell überprüfen. Zieht man genügend fest an der Binde, werden die Ellipsen rund.
Apparative intermittierende Kompression (AIK)
Ergänzend zur Behandlung mit Kompressionsstrümpfen oder Verbänden ist eine tägliche AIK Behandlung empfehlenswert. Die aufbauende Druckmassage transportiert venöses Blut aus den Beinen. Die Sauerstoffversorgung der Haut wird verbessert. Ausserdem lassen sich selbst verhärtete Schwellungen wirkungsvoll behandeln.
Verschiedene Untersuchungen konnten belegen, dass ein Ulcus cruris venosum das mit AIK behandelt wird,
- schneller heilt,
- die Chance auf Heilung grösser ist
- und Beschwerden schnell abnehmen.
Aus Rücksticht auf den Patienten sollte die AIK Therapie möglichst zu Hause durchgeführt werden. So spart der Betroffen Zeit und ist nicht an Termine gebunden.
Ideal sind einfach verständliche Geräte, da sie die Therapietreue der Betroffenen erhöhen. Besonders empfehlenswert ist das VASOprime wave 4. Es ist speziell für die selbständige Anwendung zu Hause konzipiert.
Wundbehandlung
Die Wundbehandlung bei Ulcus cruris venosum soll gute Voraussetzungen für die Wundheilung schaffen. Das heisst, der Wundgrund muss sauber und frei von Infektionen sein. Die verwendeten Wundauflagen dürfen nicht mit der Wunde verkleben. Es ist stets eine feuchte Wundbehandlung vorzuziehen, damit sich keine Kruste bildet. Auf dem feuchten Wundgrund können sich die neuen Zellen besser bewegen, was die Heilungsdauer verkürzt. Hier gibt es eine grosse Auswahl an speziellen Auflagen, die der Heilungsphase der Wunde perfekt angepasst sind.
Rezidiv vorbeugen
Der Wundverschluss ist eine grosse Erleichterung für die Betroffenen. Trotz der Freude darf aber die Behandlung nicht aus den Augen verloren werden. Wer einmal ein offenes Bein hatte, muss die Kompressionstherapie lebenslänglich weiterführen, denn die Rezidivrate ist mit 30-57% im ersten Jahr sehr hoch. Es sollten ausserdem regelmässige Kontrolltermine vereinbart werden. Bei der kleinsten Wunde muss sofort ein Termin beim Arzt vereinbart werden.