Die Behandlung des offenen Beins erfordert von Patientinnen und Patienten eine grosse Therapietreue und Geduld. Bis die Wunde oberhalb des Knöchels geheilt ist, kann es auch schon mal sechs Monate dauern. Moderne Hilfsmittel wie Wraps und die apparative intermittierende Kompression (AIK) erleichtern die Behandlung auch in schwierigen Fällen. Ausserdem geben sie Betroffenen ein Stück Freiheit zurück, weil sie selbständig zu Hause angewendet werden können.
Entstehung des offenen Beins
Das offene Bein ist eine chronische Wunde die nicht selbständig abheilt. Oft stossen sich Betroffene das Bein am Stuhl und haben dann eine kleine Wunde oberhalb des Knöchels.
Sind die Beine schlecht durchblutet, etwa bei sehr ausgeprägten Krampfadern oder nach einer Thrombose, heilt die kleine Wunde nicht mehr. Bleibt sie über 4 Wochen bestehen, spricht man von einem offenen Bein (Ulcus cruris).
Am häufigsten ist das venöse Ulcus, bei dem eine chronische venöse Insuffizienz (CVI) für die schlechte Durchblutung der Beine verantwortlich ist und so eine spontane Heilung verunmöglicht.
Seltener tritt das arterielle Ulcus auf, bei dem eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (paVK) die kleinen Beinarterien verschliesst und so die arterielle Durchblutung stört.
Diabetiker haben ebenfalls ein höheres Risiko für ein offenes Bein. Hier spricht man auch vom diabetischen Fuss.
Ein offenes Bein vorbeugen
Die beste Vorbeugung für ein offenes Bein ist ein gesunder Lebensstil, denn Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen sind Risikofaktoren für die Entstehung eines Ulcus. Wer an einer venösen Schwäche leidet, sollte zudem die verordneten Kompressionsstrümpfe jeden Tag tragen, um die Durchblutung der Beine zu unterstützen. Diabetiker sollten auf eine gute Einstellung des Blutzuckers achten.
Ist die Haut am Bein bereits sehr dünn und Grunderkrankungen wie CVI oder paVK weit fortgeschritten, lohnt sich der Arztbesuch. Allenfalls lässt sich die Behandlung der Grunderkrankung noch verbessern. Für Personen mit venösen Durchblutungsstörungen kann auch die vorbeugende Behandlung mit apparativer intermittierender Kompression (AIK) eine Möglichkeit sein.
Behandlung bei venösem Ulcus
Die Behandlung des offenen Beins gehört in die Hand eines Spezialisten. Er reinigt die Wunde, gibt passende Wundauflagen ab und verordnet die Kompressionstherapie. Die Dermatologin (Hautärztin) oder der Angiologe (Venenarzt) sind bei einem venösen Ulcus die richtigen Ansprechpersonen.
Wundbehandlung
Die Wunde wird regelmässig von der Ärztin gereinigt. Danach wird sie in der Regel mit einer speziellen Wundauflage abgedeckt, die alle paar Tage gewechselt werden muss. Salben sind meist nicht für die Behandlung des offenen Beins geeignet. Auf keinen Fall darf man selbstgekaufte Salben auf die Wunde auftragen.
Dauerkompression besonders wichtig
Bei einem venösen Ulcus ist die schlechte venöse Durchblutung die Ursache für die schlechte Heilungstendenz der Wunde und muss behandelt werden. Sonst ist eine Heilung der Wunde unmöglich. Um die venöse Durchblutung zu verbessern, ist eine Dauerkompression notwendig.
Dafür wird meist ein Ulcus-Set gewählt. Es besteht aus zwei leichten Unterziehstrümpfen mit geringer Kompression, die abwechselnd für 24 Stunden getragen werden. Am Tag zieht man darüber zusätzlich den festen Kompressionsstrumpf an, der im Set enthalten ist. Dank des gleitfähigen Unterstrumpfs kann man den festen Strumpf mühelos über das Bein und die Wundauflage ziehen.
Eine Alternative die besonders für Personen mit zusätzlichen Schwellungen geeignet ist, sind Wraps, die auch Klettbandagen genannt werden. Sie bestehen aus einem kompressionsfreien Unterstrumpf und Wraps. Die Wraps sind in Segmente für den Fuss und den Unterschenkel unterteilt. Durch leicht gepolstertes, unelastisches Material bieten Wraps eine sehr gute Wirkung, schnüren nicht ein und können auch während der Nacht getragen werden. Die Vorteile von Wraps gegenüber Kompressionsstrümpfen ist, dass man sie auf der Vorderseite vollständig öffnen kann, was das Anziehen erleichtert. Ausserdem kann der Wrap sich an veränderliche Beinumfänge anpassen und der Druck lässt sich individuell einstellen.
Apparative intermittierende Kompressionstherapie (AIK) bei Ulcus
Die AIK fördert die venöse Durchblutung mit einer Wechseldruckmassage. Sie wird von einem Kompressionsgerät mit einer mehrkammerigen Beinmanschette erzeugt. Der Druck in der Manschette wird von unten nach oben aufgebaut, dann wieder abgelassen, bevor ein neuer Massagezyklus beginnt.
Die AIK verkürzt die Heilungsdauer bei Ulcus, erhöht die Chance für eine Heilung bei offenem Bein und lindert die Beschwerden der Betroffenen nachweislich. Selbst bei arteriellen Durchblutungsstörungen kann die AIK unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden und verbessert die Heilungstendenz.
Wenn das offene Bein nicht heilt
Bis ein offenes Bein vollständig geheilt ist, dauert es meist drei bis sechs Monate. Je schneller mit der Behandlung angefangen wird, desto grösser sind die Chancen auf eine baldige Heilung. Während der gesamten Heilungsphase müssen sich Patienten exakt an die von der Ärztin verordnete Therapie halten. Danach müssen Betroffene mit einer chronischen venösen Insuffizient die Kompressionstherapie weiterzuführen, um ein erneutes Auftreten vorzubeugen.
Bei korrekter Behandlung zeigt sich nach wenigen Wochen eine deutliche Verbesserung. Tritt auch nach zwei Monaten keine Verbesserung ein, kann das folgende Gründe haben.
- Fehlende Therapietreue: Die verschiedenen Teile der Therapie wie Wundreinigung, Wundauflage und Kompression sind alle unerlässlich für eine erfolgreiche Behandlung. Leider gibt es immer wieder Patienten die einzelne Teile der Therapie weglassen oder die Behandlung mit selbstgekauften Salben ergänzen. Diese fehlende Therapietreue ist dann auch oft der Grund dafür, dass die Behandlung nicht anschlägt.
- Falsche Diagnose: Die Behandlung der Grunderkrankung ist entscheidend für die Heilung des offenen Beins. Gerade bei der gemischten Form des Ulcus kann es zu Fehldiagnosen der Grunderkrankung kommen.
- Falsche Behandlung: Schlägt eine Therapie trotz Therapietreue und korrekter Diagnose nicht an, ist sie nicht geeignet. Immer wieder gibt es Patientinnen die über Jahre die gleiche Therapie erhalten, obwohl sie nicht anschlägt. Hier lohnt es sich, einen spezialisierten Arzt aufzusuchen.
Meine Mutter hat seit fast einem Jahr einen offenen Fuß und es will nicht heilen. Sie trägt Kompressionsstrümpfe und geht täglich zum verbinden.
Was kann man noch tun?
Danke für die Anfrage. Ein venöses Ulcus cruris sollte mit der richtigen Therapie ziemlich zügig besser werden (Wochen, höchsten Monate – sicher kein Jahr).
Hier muss die Diagnose überprüf werden. Es gibt viele Ursachen, die zu einem Ulcus cruris führen können, wie z.B.
Ich hoffe, dass Ihnen die Angaben behilflich sind und wünsche Ihnen alles Gute!