Bei einer Thrombose verstopft ein Blutgerinnsel eine Vene. Das ist oft schmerzhaft. Gefürchtet wird die Thrombose aber vor allem, weil sie zu einer lebensbedrohlichen Lungenembolie führen kann. In der Schwangerschaft treten Thrombosen vermehrt auf, weil die Blutmenge und die Blutzusammensetzung verändert sind. Aufgrund der Schwangerschaft sind sowohl Diagnose, als auch Therapie der Thrombose erschwert. Am besten beugt man Thrombosen deshalb mit Kompressionsstrümpfen vor.
Schwangere sind besonders thrombosegefährdet
Das Risiko eine Thrombose zu erleiden, ist in der Schwangerschaft 7-10 mal höher als ausserhalb der Schwangerschaft. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Einerseits ist es das erhöhte Blutvolumen von Schwangeren. Gegen Ende der Schwangerschaft hat sich das Blut in den Gefässen um bis zu 50% vermehrt. Das bedeutet eine zusätzliche Belastung für die Beinvenen. Der Druck in den Gefässen steigt, was die Venen ausweitet. In diesen geweiteten Gefässen verlangsamt sich der Blutfluss und die Funktion der Venenklappen wird beeinträchtigt. Das erhöht das Thromboserisiko, führt aber auch zu den typischen Beschwerden wie geschwollenen und schweren Beinen.
Anderseits ist es die veränderte Blutzusammensetzung, die das Thromboserisiko in die Höhe schnellen lässt. Gegen Ende der Schwangerschaft steigt die Gerinnungsneigung des Blutes. Das ist durchaus sinnvoll, damit die werdende Mutter während der Geburt möglichst wenig Blut verliert.
Weiter kommt hinzu, dass die immer grösser werdende Plazenta auf die untere Hohlvene drückt. Die untere Hohlvene (Vena cava inferior) leitet das aus den Beinvenen kommende Blut zum Herzen weiter. Ein Stau erhöht also indirekt den Druck in den Beinvenen.
Sonderfall angeborene Thrombophilie
Verschiedenen Erkrankungen können die Gerinnungsneigung des Blutes verändern und so die Thromboseneigung erhöhen. Viele Betroffene merken bis ins mittlere Lebensalter nichts davon. Bei Frauen stellt diese sogenannte Thrombophilie in der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko dar. Zwei der häufigsten Mutationen in diesem Zusammenhang sind die Faktor-V-Leiden-Mutation und die Prothrombingen-Mutation. Manchmal werden sie aufgrund von Thrombosen in der Schwangerschaft entdeckt. Ist eine Mutation bereits vor der Schwangerschaft bekannt, sollte die geplante Schwangerschaft vorgängig mit dem Arzt abgesprochen werden. Er kann die geeigneten prophylaktischen Massnahmen verordnen, um eine Thrombose während der Schwangerschaft vorzubeugen.
Auch im Wochenbett besteht ein erhöhtes Risiko
Nach der Geburt steigt das Thromboserisiko weiter an, weil während der Geburt Blutgefässe verletzt werden, was die Gerinnungsneigung noch einmal erhöht. Nach einem Kaiserschnitt ist das Risiko höher als nach einer natürlichen Entbindung. Ein weiterer Risikofaktor stellt die Immobilität nach der Entbindung dar. Weisse Antithrombosestrümpfe, die man nach der Geburt im Krankenhaus erhält, werden solange getragen, wie man noch nicht aufstehen kann. Sie unterstützen die Durchblutung und helfen Thrombosen vorzubeugen.
Niedermolekulares oder unfraktioniertes Heparin kann die Prophylaxe unterstützen. Es tritt nicht in die Muttermilch über und stellt für das Neugeborene keine Gefahr dar.
Nach 6-8 Wochen ist die Thromboseneigung auf das Niveau von vor der Schwangerschaft gesunken.
Häufigkeit und Risikofaktoren
Die Thrombose ist in Industrieländern die häufigste Erkrankung und die häufigste Todesursache bei Schwangeren. Mit 1 Betroffenen in 1000 Geburten ist die Gefahr absolut gesehen eher gering, an einer Thrombose in der Schwangerschaft zu erkranken. Bei den schwangeren Thrombosepatientinnen besteht eine Sterberate von ca. 1%.
Diese niedrigen Werte sind auf das erhöhte Bewusstsein und die flächendeckende Prophylaxe zurückzuführen. Die meisten Schwangeren erhalten eine Verordnung für medizinische Kompressionsstrümpfe der Klasse 2. Bestehen weitere Risikofaktoren kann die Prophylaxe durch Medikamente unterstützt werden.
Zu den Risikofaktoren gehören:
- frühere Venenthrombosen oder Lungenembolien
- Übergewicht mit einem BMI über 30
- Alter über 35
- Mehrlingsschwangerschaft
- Kaiserschnitt, Blutungen nach der Geburt
- Immobilisation
- künstliche Befruchtung
- Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung)
- Angeborene Thrombophilie (Faktor-V-Leiden Mutation, Prothrombingen-Mutation)
Symptome einer Thrombose
Bei einer Thrombose verstopft ein Blutgerinnsel den Abfluss von venösem Blut. Das macht sich durch Schwellungen und Wärmegefühle im betroffenen Bein bemerkbar. Auch Schmerzen beim Druck auf die Fusssohle, oder Muskelkaterartige Schmerzen in der Wade treten häufig auf. Die Haut kann in der betroffenen Region gerötet, gespannt oder bläulich verfärbt sein.
Bei vielen Schwangeren verläuft die Thrombose aber ohne starke, eindeutige Symptome. Gerade Schwellungen und schwere Beine mit Spannungsgefühlen sind in der Schwangerschaft normal und werden deshalb nicht immer als Zeichen für eine Thrombose erkannt.
Notfall: Eine Thrombose ist ein Notfall und kann im ungünstigsten Fall zu einer (tödlichen) Lungenembolie führen. Wenn Sie befürchten an einer Thrombose oder Lungenembolie zu leiden, suchen Sie umgehend einen Arzt oder das Krankenhaus auf.
Schwierige Diagnose und Behandlung bei Schwangeren
Die Diagnose einer Thrombose ist nicht ganz einfach und wird durch die Schwangerschaft zusätzlich erschwert. Neben den schwangerschaftstypischen Beinbeschwerden, die eine Erkennung der Thrombose schwierig machen, ist auch die Ermittlung der D-Dimere bei Schwangeren nicht besonders aussagekräftig. Dieser Wert ist durch die Schwangerschaft ohnehin erhöht.
Mittels Duplexsonographie lässt sich der Thrombus in den Bein- oder Beckenvenen sichtbar machen.
Bei der Behandlung gibt es ebenfalls Einschränkungen. So sind viele gerinnungshemmende Medikamente für Schwangere nicht sicher oder nicht zugelassen.
Ergänzend zur medikamentösen Behandlung erfolgt eine Kompressionstherapie mit medizinischen Kompressionsstrümpfen der Klasse 2, um die Beschwerden zu lindern.
Auf Bettruhe wird heute verzichtet, da Bewegung die Wadenpumpe aktiviert und so das beste Mittel gegen Schwellungen ist. Hochlagern des Beins z.B. während der Nacht, kann die Beschwerden aber lindern und ist im Wechsel mit regelmässiger Bewegung sinnvoll.
Embolie als gefürchtete Komplikation
Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel in den Venen, das an der Gefässwand anhaftet. Löst sich das Gerinnsel (Thrombus), kann es durchs Venensystem bis zur Lunge gelangen. Wird ein Gefäss in der Lunge verstopft, gelangt nicht mehr genügen sauerstoffreiches Blut in den Kreislauf. Ausserdem wird das Herz stärker belastet.
Kurzatmigkeit, ein erhöhter Ruhepuls und schmerzen in der Brust sind mögliche Symptome einer Lungenembolie.
Thrombose in der Schwangerschaft vorbeugen
Das Tragen von medizinischen Kompressionsstrümpfen der Klasse 2 hilft Thrombosen in der Schwangerschaft vorzubeugen. Wichtig ist, dass die Strümpfe anhand der Beinumfänge gewählt und täglich getragen werden.
Eine zusätzliche medikamentöse Prophylaxe ist nur in seltenen Fällen nötig, wenn die Schwangere z.B. schon einmal eine Thrombose erlitten hat, oder weitere Faktoren zu einem stark erhöhten Risiko führen.
Auch mit einem gesunden Lebensstil kann man die Prophylaxe unterstützen.
- Bewegen Sie sich täglich und ausreichend.
- Achten Sie auf eine gesunde Ernährung und eine ausreichende Trinkmenge.
- Befragen Sie vor langen Reisen Ihren Arzt. Allenfalls sind zusätzliche Thromboseprophylaxe-Massnahmen notwendig.
- Versuchen Sie Übergewicht vor der Schwangerschaft abzubauen und während der Schwangerschaft nicht übermässig zuzunehmen.
- Verzichten Sie, auch zuliebe des Kindes, aufs Rauchen.